Reisebericht Ugandareise 24.07. bis 01.08.2022 - Thomas und Joachim

1. Rahmenbedingungen

1.1) Buchung, Gepäck, Visum:

Gebucht über TUI Pasing mit Egyptair. Zugelassen zwei Gepäckstücke á 23 kg /Person. Am Samstag bei der letzten Überprüfung stellen wir fest, dass das letzte Paket zu schwer ist. Deshalb Umpacken. Leider bleibt der große Holzsparofen mitsamt dem Inhalt (Bettys Parfüm, mehrere Rollen Vitamintabletten, 2 x Schnaps und Turnschuhe) hier. Abends beim Vorabend-check-in ist das Terminal 2 am Flughafen fast leer und der check-in wird (fast) easy. Lediglich die Tatsache, dass wir kein Visum haben, verursacht Probleme im System. Die nette Dame am Schalter kann sie aber mit einigen Telefonaten lösen. Es geht auch ohne Visum (was aber in Kairo nochmal Probleme im System macht). Vor allem in Entebbe sind wir schneller als alle anderen mit einem E-Visum bei der Passstelle, weil wir mit den Dollars „winken“ können.

1.2) Flug:

Die Route über Kairo ist ideal (zweimal rund 4 Stunden). Beim Hinflug ist die Auskunft am Flughafen in Kairo aber nur suboptimal, weil der Aufdruck vom Abflugterminal und jegliche Anzeige vom Zielort Entebbe auf den Bildschirmen fehlt. Wir kommen nur mit der Hilfe von Georg Ambacher (ein unbekannter Mitreisender, den wir im Terminal kennenlernen)  rechtzeitig zum Terminal 3 und damit zu unserem Abflug. Ankunft in Entebbe um 3:40 Uhr. Leider fehlt die vierte Gepäckkiste mit wichtigen Geschenken und dem kleinen Holzsparofen. 45´ warten am Band, dann nochmal 45´ für Verlustanzeige im Flughafenbüro. Dann raus. Betty mit Paul, Aschlaf, Timothy und Dennis haben bis jetzt gewartet und uns gesehen. Mit Abdul geht es Richtung Nkoni.

1.3) Reisezeiten:

Der Hinflug ist okay. In München und Kairo aber je 30 Minuten Verspätung sitzend im Flieger, Ankunft in Entebbe um 03:40, (Gepäck suchen), Abfahrt mit „unserem Matatu“ gegen 05:15. Die Straßen durch die Ortschaften sind fast alle neu gemacht und die Anzahl der „sleeping policeman“ (das sind bis zu vier Asphaltschwellen hintereinander, die die Ortsdurchfahrten verlangsamen sollen) hat sich vervielfacht. Ein Vorankommen ist quasi unmöglich, schneller als 50 km/h geht nicht. Ankunft in Nkoni 08:30 Uhr. Begrüßung, Frühstück, erster Rundgang durch das Grundstück.

Der Rückflug ist anstrengend, weil die Maschine aus Kairo mit 1,5 Stunden Verspätung ankommt. Statt 4:20 Uhr fliegen wir erst um 06:00 Uhr in Entebbe ab. Der Umstieg in Kairo klappt trotzdem reibungslos. Diesmal ist alles auf den Bildschirmen angeschrieben. Pünktlich in München.

2. Wichtige bauliche Veränderungen im Projekt

2.1) Inspektion der Wasserversorgung durch den neuen Brunnenbau im Grundstück:

Trinkwasser-Aufbereitungs-Anlage im Speiseraum ist komplett kaputt. Wasser ist reingelaufen, angeblich erst seit letzter Woche. Joachim: „Da ist nichts mehr zu retten.“

Die Techniker, Samson für die Elektrik und Steve für Sanitär, sind am Dienstag, 26.07., gegen 10:00 Uhr da. Wir gehen zum Bohrloch des neuen Brunnens und erst Samson dann Steve erklären uns ihre Pläne. Steves Vorschlag wird auf Paulos Idee erweitert, sodass in der Küche und im Essraum der Kinder je eine Zapfstelle eingerichtet werden soll. Damit ist die Trinkwasseraufbereitungsanlage überflüssig. Außerdem ist ein weiterer neuer Tank (5.000 l) zwischen Büro und neuer Mauer geplant, der nach draußen zur Straße einen Wasserhahn bekommen soll. Dort können sich die anderen Dorfbewohner bei Bedarf Wasser holen. Vorrangig werden aber erst die Tanks im Grundstück befüllt.

Später kommt noch der Maurer/Schreiner und bespricht mit Samson die Verstärkung der Dachkonstruktion des Hasenstalls, der die Solarpanells für die neue Pumpe tragen soll. Alle Kostenvoranschläge bleiben im gesteckten Rahmen, wie Joachim am Abend bei der Addition feststellt.

Damit ist der wichtigste Teil der Reise bereits am zweiten Tag erledigt, nämlich die Begutachtung und Kontrolle des neuen Brunnens im Grundstück und damit endlich eine gesicherte Trinkwasserversorgung im Haus. Wenn die letzte Rate des Geldes aus Deutschland ankommt (es ist bis Freitag noch nicht da), können alle drei Handwerker loslegen.

2.2) Instandsetzung der Wasserversorgung durch Pumpbrunnen im Sumpf, der zwei Dörfer seit 2014 mit sauberem Wasser versorgt und vom Verein errichtet wurde:

Wir stellen am ersten Tag fest, dass die Pumpe am Bohrloch defekt ist. Jemand hat den vorderen Deckel und innen wichtige Teile entfernt. Auf unsere Nachfrage hin, lässt Betty am Donnerstag eine Firma kommen, die veranschlagt, dass sie für 280.000,- USh (ca. 70,- €) die Pumpe wieder instand setzen können. Wir geben den Zuschlag und ich zahle den Betrag aus der Reisekasse. Bei unserer Rückkehr abends funktioniert sie wieder und das Wasserloch gegenüber, in dem seit Ausfall der Pumpe Wasser geholt wurde und leider auch ein Junge ertrunken ist, ist nicht mehr besucht.

2.3) Einführung eines Holzsparofens

Am Freitag, 29.07., kommt morgens der Anruf, dass die vierte Kiste aus Kairo in Entebbe angekommen ist. Insgesamt 8 Stunden brauchen wir für das Abholen, aber der Holzsparofen ist da. Am Samstag überlegen wir, wem wir das technische Verständnis zutrauen, unsere Demonstration und die deutsche Gebrauchsanleitung zu verstehen. Wir entscheiden uns für Paulo und Richard. Mehrere Jungs und Mädels stehen noch mit dabei. Paulo startet sofort einen Versuch in der Holzhütte unterhalb der Veranda. Es klappt tadellos und nach 7 Minuten kocht mehr als ein Liter Wasser. Paulo gibt sein Wissen an die Küchencrew weiter und am Sonntag wird der Ofen bereits beim Kochen für das Festessen (3 x Firmung) mit genutzt. Hoffentlich bleibt das so!

2.4) Inspektion des neu gebauten Schlafhauses für Jungen

Das neu gebaute Schlafhaus für die Jungen ist bereits von 6 großen Burschen bewohnt. Alles noch ein bisschen provisorisch. Es sind noch drei Betten frei. Regale für persönliche Sachen sind da.

Die Mädchen und die kleineren Jungs schlafen im Haupthaus.

2.5) Inspektion des Küchenumbaus

Vor der Küche stehend sind die linke und hintere Wand komplett mit luftdurchlässigen Steinen ausgestattet. Der Hauptherd steht an der linken Wand ganz hinten mit einem Rohrabzug nach außen, der kleinere Herd steht rechts an der hinteren Wand, ebenfalls mit einem Abzugsrohr. Beide Rohre funktionieren und der beim Anheizen dennoch entstehende Rauch zieht durch die offenen Wände gut ab. Wo vorher vorne der alte Herd stand, ist jetzt eine große Arbeitsplatte und ein darunterliegender Schrank für Töpfe. Auch ein kleines Regal hängt an der rechten Seitenwand.

Fazit: der Umbau, den Renate schon 2018 geplant und angestoßen hatte, hat eine wirklich deutliche Verbesserung der Luft in der Küche und damit dem Personal einen echten gesundheitlichen Fortschritt gebracht.

2.6) Inspektion der errichteten Mauer um das gesamte Grundstück

Für mich ist die Mauer ein Moloch. Teilweise sehr hoch und doch an manchen Stellen auch wieder leicht zu überklettern. Deshalb müsste dringend die gesamte Oberfläche – immerhin ca. 380 Meter lang – entweder mit Stacheldraht oder besser und billiger mit Glassplittern bestückt werden. Betty hat vorgeschlagen, dass die letztere Variante gut und einfach von den größeren Jungs in den Ferien erledigt werden könnte. Die viel teurere ausstehende Arbeit ist jedoch das Verputzen von mindestens 50 – 70 % der Mauer, um die Ziegelsteine vor der Verwitterung zu schützen. Bei der Größe und den schon bezahlten Kosten für die Errichtung der Mauer, ist das absehbar noch ein großer Brocken.

2.7) Beseitigung der durch die Neubauten entstandenen Schäden im Grundstück

Bauarbeiter und Baufahrzeuge haben sowohl beim Brunnenbau als auch beim Neubau des Schlafhauses und des Brauchwassertanks den Garten und das Aussehen des Grundstücks ziemlich ramponiert. Da bleibt noch viel Arbeit, um die Schönheit der Bepflanzung wieder herzustellen. Für die Beseitigung der Schäden werden noch einige Kosten auflaufen.

2.8) Planung und Prüfung des Baus einer Halle zwischen Küche und Neubau

Joachim und ich haben uns die Möglichkeit angesehen, über dem Brauchwassertank zwischen Küche und neuem Schlafhaus eine Fläche für eine „Schulungshalle“, die auch bei schlechtem Wetter für das Medical-Projekt genutzt werden könnte, zu schaffen. Die Fläche beträgt ca. 8 x 8 m, also 64 qm. Auf dem Tankdeckel müsste eine Holz/Dielenkonstruktion gemacht werden, die die Höhenunterschiede ausgleichen müsste. Mit einigen Holzständern und Balken könnte man ein stabiles Gerüst für ein Dach bauen. Wie das Dach und wie die Seitenwände (2 Stück) ausgestaltet werden könnten, muss noch überlegt werden. Für Dach (?) und Seitenwände wären z.B. auch festere Planen denkbar, die man nach hinten schieben könnte.

2.9) Inspektion der Wiederaufforstung in Kamukongo

Auf dem Weg zu Goretti und Emmanuel haben wir einen Zwischenstopp am Grundstück in Kamukongo gemacht. Teilweise sind unterschiedliche Bäume schon recht groß gewaschen. Aber es sind auch einige in der letzten Regenzeit gepflanzte Bäumchen wieder vertrocknet, weil es seit 8 Wochen nicht mehr geregnet hat. Alles in allem kommt die Grundidee einer Wiederaufforstung jedoch langsam zur Geltung.

3. Wichtige persönliche Begegnungen und Gespräche

3.1) Treffen mit Goretti und Emmanuel

Beide haben sich sehr über den Besuch gefreut. Oberhalb ihres Hauses gibt es einen großartigen Neubau, fast so groß wie ihr Haus, in dem zurzeit 10 größere Kinder mit HIV untergebracht sind. Sie haben eine eigene Betreuung. E. + G. kümmern sich um die kleinen Kinder und um ihren Enkel Benni. Entgegen meinem Wunsch, hat Goretti doch ein großes Menu vorbereiten lassen, das wir gemeinsam mit Andrew, dem Farmer aus Baumanns riesigem Bauernhof, einnehmen. Seine Informationen sind interessant: Momentan hat die Farm 1.000 Hühner und 25 Kühe. Die Schweine sind durch die Schweinepest alle verendet bzw. getötet worden. Außer einem mittelmäßigen Gemüseanbau laufen z.Z. keine weiteren Gewerke. (Ein Besuch der Farm könnte doch mal wieder interessant sein.)

3.2) Interview mit Richard zur landwirtschaftichen Situation

Im Gegensatz zu Baumanns Farm sind die landwirtschaftlichen Aktivitäten in unserem Grundstück eher klein. Momentan sind 4 kleine und 3 mittelgroße Schweine da, keine Muttersau. Rund 16 Hühner bewegen sich frei im Grundstück und Hof und legen manches Ei auch mal im Schlafraum ab, wenn die Tür offen stand. Richard ist von der Fortbildung im ökologischen Landbau (St. Jude Institut) hellauf begeistert und schwärmt uns beiden davon, wie er sein Wissen zukünftig an andere Kleinbauern weitergeben will. Wichtiger Baustein ist für ihn die Kombination von Kuhhaltung und Bananenanbau, weil die Kühe nichts wirklich kaputt machen, sondern im Gegenteil die Bananenpflanzen düngen und Restblätter auffressen. Auch hat er gelernt, wie man über das Spritzen mit einer Spritze in den Pflanzenkörper, Kühe gegen Krankheiten immunisieren kann, ohne sie impfen zu müssen. Er will nicht mehr Schweine oder Hasen haben, weil die zu anfällig für Krankheiten sind. Zum Start, denkt er, seien höchstens zwei Kühe in unserem Grundstück tragbar. Vorher müsse er aber rund einen Acre Wiese ansäen, damit genügend Gras für die Tiere da ist. Ich bitte ihn um einen Kostenvoranschlag für diesen Wiesensamen, den er aber leider nicht bis zur Abfahrt vorgelegt hat. Nachfragen!

3.3) Besuch in Veronicas Restaurant

Am Mittwoch, 27.07., sind wir zu Veronica in ihr Restaurant gefahren. Sie hat seit vier Wochen wieder geöffnet. Der Umsatz ist mäßig, der Besitzer der Immobilie machte und macht immer wieder verschiedene Schwierigkeiten. Sie hat ein kleines Essen mit Suppe, Gulasch, Reis, Nudeln, Jam und Matoke vorbereitet. Nach dem Essen nimmt sie sich Zeit mit uns ein bisschen zu reden. Dabei erzählt sie über ihre Wünsche, das Lokal etwas umzubauen, einiges an Geschirr neu zu beschaffen, wieder einen Fernseher zu haben, was die Gäste anlockt und das Schild vor der Tür neu zu installieren. Leider fehlt ihr das Geld dazu. Ich sage zu, es ihr bei der nächsten Überweisung mitzuschicken, wenn sie mir eine Kostenaufstellung macht. Die bekomme ich am nächsten Tag, leider ohne Zahlen oder Preise. Sie hat im Moment nur ein kleines Nokia Handy und kein Smartphone. Ich bringe ihr das Tablet von Rodika. Sie ist glücklich.

3.4) Gespräche mit jugendlichen Mädchen und Jungs

Jeden Abend und auch nachmittags kommen inzwischen die größeren Jungs, Paulo, Aschlaf, Dennis, Timothy und andere und fragen uns „Löcher in den Bauch“ über das Schulsystem in Deutschland, über die Möglichkeiten in Deutschland zu studieren oder eine Ausbildung zu machen oder einfach zu arbeiten, wenn sie hier in Uganda z.B. als Krankenpfleger*In ausgelernt haben. Auch Christine, Flavia und Tina kommen um ihre Fragen zu stellen und ihre Pläne zu präsentieren, was sie nach der Schule machen möchten. Wir müssen sie alle darauf hinweisen, dass ein Kommen nach Deutschland an einige Voraussetzungen gebunden ist, vor allem an das Erlernen der deutschen Sprache. Genaue Auskünfte könnten Emmanuel, Vivian und v.a. die deutsche Botschaft geben. Mal sehen, wer sich wie und wann informiert.

3.5) Recherche und Produktmitnahme im Njagala-Projekt

Am Samstag, 30.07., fahren wir nach Nyendo, um eine Lieferung von genähten Taschen des Njagala-Projektes abzuholen. Gleichzeitig sollen wir für die Studierenden in Karlsruhe ein paar Fragen klären. Der Umzug der Näherei an die neue Umgehungsstraße in die Garage eines relativ neuen Einfamilienhauses bietet zum Fragen gute Möglichkeiten. Im Vergleich zu vorher ist das „Studio“ größer, heller und sauberer. Wir werden mit Freuden begrüßt und fotografiert. Die Fragen nach den Mietkosten, der Möglichkeit eines Erwerbes der Garage und zu den Möglichkeiten, Geld mit dem Nähen auch ohne die Bezahlung aus Deutschland zu verdienen, können beantwortet werden.
Der Vermieter hat angekündigt, die Miete ab September oder Oktober von 80.000,- auf 100.000,- USh anzuheben.

3.6) Einladung von Betty, Samson und Steve zum Abendessen als Dank für die geleistete Arbeit

Im Anschluss an die Abholung der Njagala Produkte laden wir zum Abendessen ein. Weil die „Frikadellen“ noch geschlossen hat, kehren wir in einem schönen Lokal hoch über Masaka, „Plott 99“, ein. Ich bedanke mich beim ersten Trunk in einem kleinen Toast bei den dreien für alle Arbeit, die sie in den letzten drei Jahren geleistet haben und die sie jetzt beim Ausbau des Brunnenprojektes haben werden. Allen voran kann man Betty nicht genug danken, an der jedoch die letzten Jahre mit Lock down und unglaublicher Enge des Zusammenlebens immer größerer „Kinder“ nicht spurlos vorüber gegangen sind. Auch der Überfall in Kampala mit dem Verlust einer so großen Summe Geldes hat sie emotional ziemlich mitgenommen, wie sie am Mittwochabend weinend erzählt hat. Joachim und ich legen ihr mehrfach den Wunsch von Renate nahe, möglichst bald nach Deutschland zu kommen, eben gerade aus Erholungsgründen. Sie zögert.

 

München, 06.08.2022           

Gez. Thomas Langsch

Spendenkonto Hand in Hand für Uganda e. V.:
Volksbank Raiffeisenbank Dachau
IBAN: DE79 7009 1500 0001 5290 72
BIC: GENODEF1DCA

Jetzt spenden